Bereits seit vielen Jahren gerät das Thema Bienensterben immer wieder in die Medien und sorgt bei den Menschen für Verunsicherung. Schließlich gelten die kleinen pelzigen Insekten als wichtige Bestäuber, ohne die teils fatale Folgen für die Natur, die Lebensmittelproduktion und somit letztendlich auch für uns entstehen können. Reißerische Schlagzeilen aus Zeitungen und dramatische PR-Aktionen rücken dabei vor allem die Honigbiene in den Vordergrund und verbreiten Irrtümer zum Bienensterben.
UN World Bee Day für mehr Bewusstsein
Im letzten Monat wurde am 20. Mai der Weltbienentag von den Vereinten Nationen ausgerufen, um auf die wichtige Rolle der Bienen in unserem Ökosystem aufmerksam zu machen, das Bewusstsein für den Rückgang der Populationen zu schärfen sowie die Notwendigkeit für den Schutz zu verdeutlichen. Der internationale Tag der Bienen fällt dabei auf den Geburtstag von Anton Janscha, einem slowenischen Hofimkermeister aus dem 18. Jahrhundert, der mit seinem Erfindergeist die Imkerei revolutionierte.
Anlässlich des Feiertages gab es diverse Pressemitteilungen von Umweltschützern und Aktionen von Unternehmen, die auf die Bedeutung der Insekten aufmerksam machten. Neben politischen Forderungen zur Eindämmung von vermutlich schädigenden Düngemitteln – siehe die Glyphosat-Debatte – gibt es zudem Dinge, die Privatpersonen umsetzen können. In diesem Blogbeitrag finden Sie Tipps und Hinweise, wie Sie als Gartenbesitzer den fleißigen Bienchen entgegenkommen können.
Doch bei dem Bienensterben gibt es einen häufigen Irrtum: Nicht die Honigbiene ist bedroht, sondern die Wildbienen.
Leere Supermarktregale und Einsteins Zitat zum Bienensterben
Denn bei dem Thema Bienensterben entsteht schnell der Eindruck, welcher durch soziale Medien verstärkt wird, dass in ein paar Jahren aufgrund des Rückgangs der Honigbienenpopulation keine Lebensmittel mehr zur Verfügung stehen. Verbildlicht hat dies zum Beispiel ein Supermarkt, der bei seiner „Biene weg. Regal leer“-Aktion alle Produkte, die es ohne Bestäubung nicht gäbe, aus dem Sortiment genommen hat – von den meisten Obstsorten bis zu Schokolade und Kaffee verschwanden dabei mehr als die Hälfte der Lebensmittel.
Im Zusammenhang mit dem Bienensterben wird sogar Einstein folgendes Zitat zugesprochen: „Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben.“ Dabei hat das bekannte Genie dies nie gesagt. Die Aussage war schlichtweg ausgedacht und wurde von den Medien nach einem politischen Protest französischer Imker im Jahr 1994 abgedruckt, wonach es sich wie ein Lauffeuer verbreitete – nicht die erste ominöse Aussage, die dem theoretischen Physiker angeheftet wird.
Mit der Zeit wurde die Honigbiene zum Aushängeschild für das globale Insektensterben, denn verständlicherweise machen sich reißerische Aussagen in Dokumentationen und Nachrichtenbeiträgen über Imker, die immer wieder ihre Bienenstöcke verlieren, gut. Doch wie hat sich die Population der Honigbienen wirklich entwickelt?
Biene Maja hat sich erholt: Honigbienen sind nicht gefährdet
Die Bestäubung von Pflanzen ist wichtig für Mensch und Umwelt – keine Frage. Rund 150 der wichtigste Nutzpflanzen weltweit profitieren von der Pollenübertragung von Blüte zu Blüte. Bei der Debatte des Bienensterbens wird allerdings suggeriert, es würde sich um einen Rückgang der klassischen Honigbiene handeln. Diese These des globalen Bienensterbens lässt sich anhand der Analyse der Bestandsentwicklung global bewirtschafteter Bienenvölker nicht stützen. Es zeigen sich vielmehr regional und überregional sehr unterschiedliche Befunde zum Bienenbestand und der Dichte von Bienenvölkern – nicht zuletzt auch in Abhängigkeit von der Beliebtheit des Imkerberufs und dessen Lukrativität. Dies belegt auch eine Statistik der Food and Agriculture Organization, nach der sich der Bestand in Deutschland in den letzten Jahren erholt hat, nachdem er in der Vergangenheit stark zurückging. Die Zahl der weltweiten Bienenstöcke hat sich sogar seit den 60er- Jahren verdoppelt. In der Praxis kann der Eindruck vom Rückgang der Honigbienen vermutlich dadurch erklärt werden, dass einige Bienenstöcke mangelhaft gegen die Varroamilbe behandelt wurden, wodurch Bienenvölker schnell absterben können. Solange sich der Mensch korrekt um die Nutztiere kümmert und diese hält, solange wird es also auch Honigbienen geben.
Biodiversität und Ernährungssicherheit – Insektenbestäubung ist lebenswichtig
Das es um die Honigbienen doch nicht so schlecht bestellt ist, wie es häufig dargestellt wird, ist allerdings noch keine Erleichterung für die Gefahr einer verringerten Insektenbestäubung – dieser Irrtum führt nur dazu, dass das eigentliche Problem schnell in den Hintergrund gedrängt wird. Es zeigt sich, dass viele Wildbienenarten bedroht sind und bereits auf der „roten Liste“ stehen. Diese sind den Menschen allerdings weniger bekannt, da sie allein statt in Völkern leben und dennoch wichtige Bestäuber sind.
Hinzu kommt das generelle Insektensterben. Neben den wilden Bienen gibt es viele weitere bestäubenden Helfer, wie etwa Wespen, Schmetterlinge, Käfer, Schmetterlinge und Motten, die einen wichtigen Teil zur Bestäubung von Nutzpflanzen beitragen. Vermutet wird hier, dass die Zahl der teils bestäubenden Insekten zurückgeht, weswegen eher von einem Insektensterben statt von einem Bienensterben geredet werden sollte. Über das genaue Ausmaß ist allerdings wenig bekannt, weil der Bestand dieser Arten nur in Einzelfällen über lange Zeiträume dokumentiert wurde – zudem besteht Uneinigkeit über die Ursachen.
Vermutlich spielt neben großen Feldern und Monokulturen in der Landwirtschaft der schwindende Lebensraum aufgrund der Ausbreitung von Städten eine Rolle. Umweltschützer nennen zudem Pestizide und Herbizide als mögliche Ursache für das Schwinden. Drei Stoffe aus der Gruppe der Neonikotinoide wurden bereits als schädlich erwiesen und daher von den EU-Staaten für den Einsatz im Freiland verboten.
Eine einfache Lösung für ein solch komplexes Thema gibt es leider nicht. Dennoch sollte das Insektensterben weiterhin genau beobachtet werden, da eine Welt ohne Bestäuber eine Katastrophe wäre – selbst wenn die Population der Honigbiene zurzeit nicht kritisch ist. Bereits einfache Maßnahmen können hier helfen, wie etwa die insektenfreundliche Gestaltung des Gartens, die im genannten Blogbeitrag empfohlen wird. Eine bunte Blumenwiese sorgt im Gegensatz zum Englischen Rasen für mehr biologische Vielfalt. Zudem können Sie kleine Nischen und Löcher auf natürliche Weise oder mit einem Insektenhotel auf Grünflächen bereitstellen, um den wilden Genossen der Bienen sowie anderen Insektenarten einen Lebensraum zu bieten – das kann nicht nur der potenziellen Lebensmittelknappheit entgegenwirken, sondern auch die Stechgefahr minimieren, da die meisten Wildbienen dieses nicht tun.
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