Ammenhaie

Ammenhaie – gesellige Raubfische mit Scheu

Ammenhaie gehören zu den kleinen bis mittelgroßen Haiarten. Die Raubfische sind eher träger und durchaus gesellig. Es wird vermutet, dass der Name „Ammenhai“ auf das gutmütige Wesen der Raubfische zurückzuführen ist. Von Südseeinseln wird sogar berichtet, dass Kinder die Haie als Reittiere benutzten, ohne dass die Haie die Kinder verletzt oder angegriffen hätten. Unterschätzen sollte man Ammenhaie aber nicht, denn auch sie sind Raubfische, die gefährlich werden können, wenn sie provoziert werden. Entdeckt wurde die Haiart erstmals 1892 von Theodore Nicholas Gill, einem US-amerikanischen Ichthyologen und Malakologen. Obwohl Ammenhaie relativ friedfertig sind, sind sie nur wenig erforscht und vieles liegt noch im Dunkeln. Die Haiart ist eng verwandt mit den Walhaien und den Teppichhaien.

Typisch Ammenhaie

Auch Ammenhaie haben ihre Eigenheiten, die sie unverwechselbar machen. Die im Englischen als nurse shark bezeichneten Raubfische gibt es nur in vier Arten.

  • Ammenhaie sind eine relativ artenarme Familie.
  • Die Fische gehören zur Ordnung der Ammenhaiartigen und zur Familie der Ammenhaie.
  • Ihr lateinischer Name ist Ginlymostomatidae.
  • Die Haie werden zwischen 75 cm und 4,30 Meter lang.
  • Der Körper ist vom Rücken zum Bauch leicht abgeflacht.
  • Die Tiere verfügen über zwei Rückenflossen ohne Stachel. Die zweite Rückenflosse sitzt vor der Afterflosse.
  • Auffallend kurz ist der Schwanzflossenstiel.
  • Der Rücken ist meist grau, rotbraun, gelb oder gelbgrün.
  • Der Bauch ist deutliche heller.
  • Jungtiere sind gefleckt.
  • Das Maul ist relativ klein und verfügt nur über kleine Zähne.
  • Mit dem Maul verbunden sind die Nasoralgruben.
  • Hinter den Augen besitzen die Haie kleine Spritzlöcher.
  • An den Nasenöffnungen befinden sich verschieden lange Barteln. Diese dienen als Tastkörper, verfügen aber auch über Geschmacksknospen.

Vier Arten Ammenhaie sind bekannt

Es gibt vier Arten von Ammenhaien. Dazugehören die Indopazifischen Ammenhaie, die Atlantischen Ammenhaie und die der Kurzschwanz-Ammenhai. Die älteste bekannte Art ist der Atlantische Ammenhai. Der Atlantische Ammenhai ist auch mit einer Länge von bis zu 4,30 m die größte Art. Dabei sind die Tiere im Durchschnitt fast kreisrund. Der Indopazifische Ammenhai wird gerade mal bis zu 3,20 m. Der Kurzschwanz-Ammenhai ist mir 75 Zentimetern am kleinsten. Das Verbreitungsgebiet der Raubfische richtet sich nach der Art. Erst 2015 entdeckt wurde die Art Ginglymostoma unami.

Das Verbreitungsgebiet der Ammenhaie

Ammenhaie sind auf beiden Seiten des Atlantiks ebenso zu Hause wie im Roten Meer und im Indopazifik. Aber auch an der östlichen Pazifikküste sind die Tiere zu finden und bevölkern die Gewässer von Chile bis Kalifornien.

Der Atlantische Ammenhai ist im Gebiet des Westatlantiks zwischen Brasilien und Rhode Island, im Pazifik zwischen Peru und Kalifornien und im Ostatlantik zwischen Gabun und Senegal angesiedelt.

Der Indopazifische Ammenhai bewohnt das Rote Meer bis nach Südafrika und Australien.

Der Kurzschwanz-Ammenhai lebt im Indischen Ozean und ist vor den Küsten Madagaskars, Kenias und Tansanias zu finden. Aber auch bei Mauritius und den Seychellen leben die Ammenhaie.

Die neuen Ammenhaie im Ostpazifik

Im Jahr 2015 entdeckte eine Gruppe Wissenschaftler aus Mexiko eine neue Art von Ammenhaien, die bisher zu den Atlantischen Ammenhaien gerechnet wurde, aber eigentlich eine eigene Art sind. Benannt wurde der Ginglymostoma unami nach der Universidad Nacional Autónoma de México, die kurz als UNAM bezeichnet wird und die größte und älteste Universität von Amerika ist.

Der Ginglymostoma unami wird bis zu drei Meter groß. Seine Farbe ist im Rücken Braun bis Dunkelgelb, am Bauch ist hell bis Rosa. Exemplare, die noch nicht ausgewachsen sind, haben am gesamten Körper kleine, dunkle Flecken. Vom Atlantischen Ammenhai unterscheidet er sich vor allem durch seinen längeren Kopf und den Abständen zwischen Afterflosse und Bauchflosse sowie zwischen den beiden Rückenflossen.

So leben Ammenhaie

Ammenhaie sind gesellige Raubfische, die oft träge am Boden ruhen. Sie bewohnen vorwiegend Sand- und Schlammflächen, Korallenriffe und Gezeitenzonen. Ammenhaie sind nachtaktive Jäger. Am Tag können sie lange am Boden ruhen und dort sogar schlafen. Ruheplätze sind auch Korallen, Höhlen oder unter einem Riffdach. Die Tiere ruhen allein. Die Schlafplätze sind an den hervorragenden Haischwänzen, die als Einzige aus den Riffen und Höhlen herausschauen, zu erkennen. Ammenhaie bleiben meist an einem Ort und begeben sich nicht auf Wanderungen.

Den Vorstellungen vom gefährlichen Räuber, der sich elegant und blitzschnell durchs Wasser bewegt, entsprechen Ammenhaie eher nicht. Einige sehen sogar durch die häutigen Gebilde am Kopf etwas eigenartig aus.

Nachtaktive Jäger auf Beutesuche

Ammenhaie gehen bei Nacht auf Jagd. Zu den Beutetieren gehören viele wirbellose Tiere wie Langusten, Seeigel, Krabben, Kalmare und Kraken. Aber auch Knochenfische stehen auf dem Speiseplan. Beim Jagen zeigen die Haie das Verhalten von Saugfressern. Dabei setzen die Raubfische das Maul auf und dehnen den Schlund schnell aus. Die Beutetiere werden aus Spalten heraus gesaugt.

Bei der Jagd helfen dem Ammenhai die Barteln. Diese tragen sehr empfindliche Geschmackszellen. Mit den spitzen Zähnen wird die Beute angegriffen. Tiere mit harten Schalen werden regelrecht aufgeknackt. Dabei sind die kräftigen Kiefer eine gute Hilfe. Während andere Haiarten wie der Weiße Hai die Beute zwischendurch auch mal wieder loslassen, packen Ammenhaie die Beute und lassen nicht mehr los. Um sich über den Meeresboden zu bewegen, können die Tiere ihre Brustflossen wie Beine benutzen und so vorwärtskommen.

Fortpflanzung der Ammenhaie

Auch Ammenhaie vermehren sich ovovivipar und sind lebendgebärend. Die Eier entwickeln sich im Eileiter, die Jungen schlüpfen in der Mutter. Dort ernähren sie sich von unbefruchteten Eiern und aus ihrem Dottersack. Bis zu acht Junge kann ein Ammenhai-Weibchen zur Welt bringen. Atlantische Ammenhaie bringen bis zu 28 Junge zur Welt. Wie groß die Jungen sind, ist bisher nicht erforscht.

Ammenhaie und Menschen

Ammenhaie sind ruhige und gesellige Haie. Zusammenstöße zwischen Mensch und Hai verlaufen eher unspektakulär. Laut Berichten soll es sogar schon vorgekommen sein, dass Kinder die Haie wie Reittiere benutzen. Bei Tauchern sind sie aufgrund ihres „freundlichen“ Wesens sehr beliebt. Unterschätzen sollte man die Ammenhaie aber nicht. Werden die Raubfische provoziert, können sie blitzschnell zubeißen und beißen sich dann auch fest. Und auch unprovozierte Angriffe sind bekannt. Andererseits berichtet Jean-Jacques Cousteau von Exemplaren, die sich aus der Hand füttern lassen. Dass ihnen dabei so manches Stück Fleisch von kleineren Haien weggeschnappt wird, stört sie eher nicht.

Ammenhaie gehören zu den gefährdeten Arten

Die freundlichen Haie enden meist als Beifang in den Netzen der Fischer. Aber auch bei Sporttauchern sind die ungewöhnlichen Wesen beliebt und werden nicht selten gejagt. Auf der Roten Liste der IUCN stehen der Atlantische Ammenhai und der Indopazifische Ammenhai in der Kategorie der gefährdeten Arten. Der Kurzschwanz-Ammenhai ist von Natur relativ selten und wird nicht direkt befischt. Trotzdem landet der Raubfisch immer wieder in den Netzen der Fischer und seine Flossen werden zum günstigen Preis verkauft. Diese Art wird als „empfindlich“ gefährdet geführt. Die Arten der Ammenhaie sind aber auch durch die Zerstörung der Korallenriffe und des Lebensraums gefährdet.

Bildnachweis:

  • © izenkai – adobe.stock.com