Dornhai – Haie in der Nordsee
Er sieht dem großen, gefürchteten Weißen Hai sehr ähnlich. Der Dornhai ist die Miniausgabe. Allerdings ist „mini“ nur im Vergleich zum Weißen Hai zu sehen, denn so „mini“ ist der Dornhai keineswegs. Was viele nicht wissen: das Fleisch des Hais ist in vielen Küchen zu finden. Und genau dieser Umstand ist daran schuld, dass der Dornhai zu den gefährdeten Arten gehört. Dabei sind die faszinierenden Tiere giftig. Dornhaie gehören zu den Haiarten mit den meisten Individuen. Sie teilen sich in zwei Gattungen mit etwa 37 Arten.
Dem Dornhai auf die Merkmale geschaut
Dornhaie sind ganz erstaunliche Wesen. Zu ihrem messerscharfen Gebiss haben sie Dornen, die mit einer Giftdrüse verbunden sind. Neuste Forschungen haben herausgefunden, dass die Dornen für den Menschen nicht giftig sind, trotzdem aber sehr schmerzhafte Verletzungen auslösen können. Die mittelgroßen Raubfische sind also nicht ohne. Trotzdem sind sie für den Menschen nicht wirklich gefährlich, denn obwohl sie bestens gerüstet sind, sind Dornhaie bei einer Begegnung mit dem Mensch eher harmlos.
- Der lateinische Name ist Squalus acanthias.
- Der Dornhai gehört zur Ordnung der Dornhaiartigen und zur Familie der Dornhaie.
- Sie erreichen Längen von einem Meter. Es wurden aber auch schon Tiere mit 1,60 Meter Länge gesichtet.
- Weibliche Haie überragen gleichaltrige Männchen um etwa ein Viertel der Größe.
- Ihr Körpergewicht beträgt etwa zehn Kilogramm.
- Das Höchstalter wird auf bis zu 70 Jahren geschätzt. Meist erreichen sie dieses Alter aber nicht.
- Ihr Körper ist schlank und lang gestreckt mit einer kurzen aber spitzen Schnauze.
- Je Kiefer hat der Hai drei Reihen Zähne mit 26 bis 30 spitzen, dreikantigen Zähnen.
- Die Farbe der Tiere ist blaugrau, grau oder bräunlich am Rücken, die Seiten sind eher hellgrau, der Bauch fast weiß.
- Im Jugendalter können die Tiere unregelmäßig verteilte weiße Flecken haben. Diese verschwinden mit dem Alter.
- Dornhaie verfügen über zwei Rückenflossen, vor denen drei Stacheln stehen. Dabei ist die hintere Flosse nur etwa halb so hoch. Die Schwanzflossen sind asymmetrisch mit großem Lappen.
- Der Raubfisch hat keine Analflosse.
- Sie verfügen über zwei große Nasenlöcher, die ganz nah bei den ovalen Augen sitzen. Die Atmung erfolgt über je fünf Kiemenspalten. Diese liegen vor den breiten Brustflossen.
Dornhaie mögen es etwas kühler
Der Dornhai kommt in Polargebieten ebenso vor wie in tropischen Gewässern. Vorrangig sind die Fische in kalten und gemäßigten Regionen zu finden. Sie bevorzugen Wassertemperaturen von 6 bis 11 Grad Celsius. Vor allem sind sie im westlichen Atlantik von Grönland bis nach Florida anzutreffen. Aber auch im östlichen Atlantik, im Mittelmeer, dem Schwarzen Meer und dem westlichen Pazifik sowie dem östlichen Pazifik fühlen sich die Raubfische zu Hause.
Dornhaie halten sich vor allem in Tiefseeregionen über dem Boden auf. In Tiefen bis zu 900 Metern sind die Raubfische beobachtet worden. Sie kommen in Küstennähe vor, aber auch im freien Ozean. Eine Trennung besteht zwischen Haigruppen der nördlichen Regionen und denen der südlichen Regionen. Die Gruppen mischen sich nicht miteinander. Man geht davon aus, dass es sich um verschiedene Populationen handelt. Dornhaie sind in Gewässern mit verschiedenem Salzgehalt zu finden. Lange Wanderungen mit großen Distanzen, die vereinzelt auch quer über den Atlantik gehen, sind durchaus möglich. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Hai eliminiert wird, bevor er auch nur einen Nachkommen gezeugt hat, ist sehr hoch. Denn gerade auf die großen Tiere sind Fangflotten aus – und das sind meist Weibchen im geschlechtsreifen Alter.
Gemeinsam auf Futtersuche
Die Tiere wandern meist gemeinsam in „Schulen“ von bis zu eintausend Individuen. Sie sind gemeinsam auf Nahrungssuche. Die Raubfische ernähren sich vorwiegend von kleineren Fischen wie Dorsch, Hering oder Hornhecht. Aber auch Krebse, Tintenfische, Seegurken oder Quallen werden nicht verachtet. Die Schulen sind getrennt nach Geschlecht und Größe. Gemischte Schulen sind eher selten. Die Trennung nach Geschlecht und Alter fördert die Ausrottung der Haiart, denn mit einem Fischzug kann eine ganze Herde geschlechtsreifer Tiere oder trächtiger Weibchen getötet werden.
Nicht in jedem Fall ziehen die Herden auf Nahrungssuche umher. Einige Schulen werden sesshaft und wandern kaum. Gelegentlich gibt es auch Einzelgänger, die sich dann nicht selten die Gesellschaft vom Braunen-Glatthai oder dem Leopardenhai suchen.
Dornhaie sind spätreif
Haie sind an sich sehr spät geschlechtsreif, da sie auch nur sehr langsam wachsen. Der Dornhai übertrifft aber andere Arten noch. Die Weibchen sind bei Geschlechtsreife zwischen 75 und 90 cm, Männchen zwischen 60 und 80 cm groß. Geschlechtsreif werden Männchen erst nach 10 Jahren, Weibchen sogar erst nach etwa 15 bis 20 Jahren oder noch später. Die lange Jugendphase ist mit einer der Gründe für die stark abnehmenden Bestände. Dazu kommt eine lange Tragezeit von bis zu 22 Monaten, die längste Tragezeit, die bei Haien festgestellt wurde. Dornhaie sind lebendgebärend. Die Befruchtung erfolgt ovovivipar. Die Jungen schlüpfen im Bauch der Mutter aus den Eiern und werden erst dann geboren. Bis zu 20 Nachkommen kann ein Weibchen hervorbringen. Die Anzahl der Jungen hängt aber von der Größe des Weibchens ab. So sind auch Geburten mit nur 1 bis 15 Jungen möglich. Die Geburtsgröße der Haibabys liegt bei 20 cm.
Dornhaie sind nicht gefährlich für den Menschen
Der 1,60 m große Hai stellt für den Menschen keine Gefahr dar. Die Tiere sind meist am Meeresboden zu finden. Allerdings sollte man die Tiere nicht reizen, denn ein Biss kann schmerzhaft sein. Bisher ging man auch davon aus, dass der Dorn mit einer Giftdrüse verbunden ist, die dem Menschen gefährlich werden kann. Neusten Erkenntnissen zufolge ist das aber nicht der Fall. Eine Verletzung am Dorn ist schmerzlich, eine Vergiftung ist aber nicht zu befürchten.
Auch der Dornhai hat Feinde
Der mittelgroße Hai steht auf dem Speiseplan von Seehunden, Schwerwalen und größeren Haiarten. Sein größter Feind ist aber der Mensch. Neben dem regulären Fang der Tiere ist auch der Beifang des Dornhais ein Problem.
Was der Dornhai mit „Fish and Chips“ und Schillerlocken zu tun hat
Dornhaie sind in der europäischen Küche sehr beliebt. Das schmackhafte Fleisch wird in vielen Restaurants, Supermärkten und Fischläden angeboten. Allerdings nicht unter dem Begriff Dornhai. In der Fischtheke trägt das zarte Fleisch den Namen Schillerlocke oder Seeaal. Schillerlocken sind die geräucherten Bauchlappen des Hais, das grätenfreie Rückenfilet wird als Seeaal verkauft. Und auch die Engländer bringen den Hai auf den Tisch. Das Nationalgericht „Fish and Chips“ ist nichts anderes als Dornhai. Europaweit werden etwa 14.000 Tonnen Fleisch der Tiere im Jahr verzehrt. Der Fleischkonsum von Dornhai hat die Bestände drastisch reduziert und die Haiart auf die Rote Liste gebracht. In der Nordsee besteht für Dornhaie ein EU-weites Fangverbot. Allerdings dürfen die Produkte in Europa trotzdem gehandelt werden, wenn die Fische in anderen Gewässern gefangen wurden.
Obwohl in Deutschland eine Nullquote für den Fang von Dornhai besteht, ist Deutschland und die EU Hauptimporteur. Die Raubfische werden nicht mehr in der Nordsee, sondern im Nordwestpazifik gefangen. Damit das Geschäft floriert, werden Produkte aus Dornhai-Fleisch mit einem Siegel für Nachhaltigkeit MSC versehen. Das ist nichts anderes als Augenwischerei.
Giftiges Dornhai-Fleisch – Realität oder Panikmache
Die Warnung vor Schillerlocken und Co hat durchaus ihre Berechtigung. Dornhai-Fleisch enthält große Mengen an giftigem Methylquecksilber. Methylquecksilber kommt vor allem bei Meeresfischen vor und entsteht vorrangig auf mikrobiellem Weg durch die Methylierung von Quecksilber, das im Gewässer vorkommt. Vom Menschen wird Methylquecksilber vor allem durch die Nahrung aufgenommen. Die organische Verbindung kann zu schweren Schäden des zentralen Nervensystems führen, Depressionen auslösen oder sogar Krebs fördernd sein. Der menschliche Körper benötigt über 80 Tage, um die Giftkonzentration abzubauen. Schon 150 g Schillerlocken können die duldbare Tagesdosis für einen Erwachsenen um das Zehnfache überschreiten. Zu diesem Ergebnis ist das Institut für Toxikologie der Christian-Albrechts-Universität Kiel in einer Studie gekommen.
Dornhaie stehen auf der Roten Liste
Für Dornhaie besteht die Hauptbedrohung in der Überfischung. Noch Mitte der 80-er Jahre wurden jährlich bis zu 50.000 Tonnen Dornhai gefangen. Inzwischen sind die Fangzahlen zurückgegangen, was an den sinkenden Bestandszahlen liegt. In der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN wird die Haiart als gefährdet geführt. In einigen Regionen wie dem Nordostatlantik gilt die Art sogar als „vom Aussterben bedroht“. Im Mittelmeer und Nordwestatlantik sind die Bestände als „stark gefährdet“ eingestuft. In einigen Teilen wie der Nordsee ist der Fang der Tiere inzwischen verboten. Umfassenden Schutzkonzepte sollen die Haiart schützen.
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