Engelshaie – kleine Engel oder doch große Raubfische
Auf den ersten Blick hält man diese Raubfische keineswegs für einen Hai, sondern eher für eine Rochenart. Der Eindruck entsteht vor allem durch die großen Brustflossen und den breiten abgeflachten Kopf. Engelshaie werden oft auch als Meerengel bezeichnet. Ganz abwegig ist die Bezeichnung nicht, denn die Flossen erinnern durchaus an Engelsflügel. Die meisten Arten der Engelshaie bleiben recht klein. Nur wenige werden über zwei Meter groß. Sie sind deshalb nicht gefährlich für den Menschen. Eine Begegnung mit den faszinierenden Raubfischen ist eher selten, denn die Fische graben sich oft in den Meeresboden ein.
Kleine Engel am Meeresboden
Engelshaie gehören zur Familie der Engelshaie (Squatinidae). Sie sind die einzige Gattung innerhalb der Familie. Zur Gattung gehören 22 bekannte Arten. Eine weitere Gattung ist ausgestorben. Die Pseudorhina aus der Zeit des Oberjura gehörte ebenfalls zur Familie der Squatinidae. Viel ist über die Engelshaie nicht bekannt, denn die Bestände sind sehr klein.
- Sein lateinischer Name heißt Squatina.
- Engelshaie tragen auch den Namen Meerengel.
- Die Arten gehören zur Familie der Engelhaie (Squatinidae).
- Der Raubfisch verfügt über einen abgeflachten Kopf, auf dessen Oberseite sich die Augen befinden. Das Maul befindet sich endständig. Am Maul befinden sich anterioren Barbeln, hinter dem Augen liegen große Spritzlöcher.
- Ein besonderes Merkmal sind die großen Brustflossen. Im Gegensatz zu den Flossen beim Rochen sind die vom Engelshai aber deutlich vom Rumpf abgesetzt.
- Der Engelshai verfügt über zwei dornlose Rückenflossen.
- Eine Afterflosse haben die Raubfische nicht.
- Alle Arten der Engelshaie verfügen über eine hypocerke Schwanzflosse. Dabei biegt sich das Ende der Wirbelsäule nach unten und stützt den unteren Teil der Schwanzflosse.
- Engelshaie gehören zu den kleineren Haiarten. In der Regel werden sie lediglich zwischen 60 und 120 Zentimeter groß. Die maximale Länge der Haifische wird mit 240 cm angegeben. Es gibt aber auch kleinere Arten.
- Sie bringen zwischen zehn und 27 Kilogramm auf die Waage.
- Die Tiere sind hell beige.
Dem Engelshai auf die Flosse geschaut
Wie die meisten Haie haben auch die Engelshaie eine ganz besondere Haut. Sie ist rau und schuppig. Verantwortlich dafür sind die Placoidschuppen, aus denen die Haut besteht. In Japan wurde bis vor kurzem die Haut noch für viele Dinge verwendet. Sie wurde getrocknet und gegerbt. Anschließend zierte die Haihaut die Griffe von Schwertern oder wurde als Schleifmittel verwendet.
Die Hautschuppen bestehen aus einer Basaltplatte, welche über das Bindegwebe mit der Unterhaut verbunden ist. Wie die Zähne sind auch die Placoidschuppen aus Dentin, einer Substanz, die knochenähnlich ist. Haie können bis zu 20.000 Placoidschuppen jährlich verlieren. Sie werden aber neu gebildet. Im Laufe der Jahre wachsen die Schuppen beim Hai mit. Haie, die am Boden leben, haben sehr harte und widerstandsfähige Schuppen. Das ist bei Engelshaien anders. Da die Raubfische eher im Sand lager, um auf seine Beute zu warten, sind die Schuppen glatt und rund. Das ist notwendig, damit der Hai mit seinen Placoidschuppen nicht hängen bleibt, sondern einen blitzschnellen Angriff ausführen kann.
Dioe Placoidschuppen beim Engelshai und all den anderen Haiarten haben nicht nur die Funktion, die Haut vor Verletzungen zu schützen, sie schützen auch die Sinnesorgane. Experten vermuten außerdem, dass die Stromlinienförmigkeit der Haie dadurch gesteigert wird. So, wie ein Golfball mit Vertiefungen schneller und weiter fliegt als ein glatter Golfball, so sollen sich die Schuppen auf die Aerodynamik der Raubfische auswirken.
Verbreitung Engelshai – vom Atlantik bis zur Karibik
Engelshai lieber die wärmeren Regionen und bewohnen deshalb gemäßigte bis tropische Gewässer. Sie sind im westlichen Atlantik von Florida Keys bis Massachusetts zu finden. Aber auch im Golf von Mexico und der Karibik sind die Tiere zu finden. Weltweit leben sie auf Kontinentalschelf.
Auf dem offenen Meer sind Engelshaie eher nicht zu finden. Der Raubfisch hält sich in Uferregionen auf. Bis zu einer Tiefe von 1350 m bis 1500 m tummeln sich die Haie. Scheinbar sind sie nur saisonal in flachen Randregionen zu finden.
Meist sind die Tiere am Meeresboden zu finden, wo sie sich in den Sand eingraben und auf Beute warten.
Kleine Fische – große Fische
Dort, wo der Engelshai sich aufhält, findet er auch sein Futter. Es sind vor allem Fische, die am Boden leben, die vom Hai bevorzugt werden. In den Bodensand eingegraben wartet er, bis die Beute vorbeikommt, um dann blitzschnell anzugreifen. Neben bodenbezogenen Fischen stehen auch Weichtiere, Krebse, Rochen und Flundern auch dem Speisezettel.
Engelshaie gebären lebend
Wie viele andere Haiarten gehören auch die Engelshaie zu den lebend gebärenden. Geschlechtsreif sind die Raubfische mit einer Größe von circa 126 cm. Nach der Befruchtung entwickeln sich die Eier im Leib der Mutter. Und dort schlüpfen auch die Jungen. Engelshaie sind ovovivipar. Der Übergang zur Geburt ist meist fließend. Die lebenden Jungen sind bei der Geburt etwa 30 Zentimeter groß.
Engelshai – gefährlich für Menschen?
Im Jahr 2014 wurde der Strand Los Patos auf Teneriffa gesperrt. Gäste durften hier nicht ins Meer, um zu baden. Um diese Zeit kommen die Engelshaie zur Fortpflanzung hier her. Die Jungtiere vergraben sich im Sand. Ein jugendlicher Badegast musste spüren, dass auch Engelshaie keine kleinen Fische sind. Beim Baden trat er auf einen Junghai, der sofort zuschnappte. Die Wunden mussten im Krankenhaus behandelt werden. Sicher sind Engelshaie keine Weißen Haie, bei denen Menschen die Begegnung eventuell mit dem Leben bezahlen müssen. Trotzdem sollten auch Engelshaie nicht unterschätzt werden, denn das Gebiss bleibt immer das Gleiche, egal ob groß oder klein. Meist bleibt es beim Zusammentreffen von Mensch und Engelshai bei einem Schreck. Bisse sind aber niemals ausgeschlossen.
Der Mensch und der Engelshai
Diese Haiart wird je nach Region stark befischt. In einigen Gebieten sind Engelshaie als Fischfang uninteressant, andere Haiarten der Gattung der Engelshai werden direkt befischt. Ein starker Rückgang der Populationen ist in jeden Fall zu registrieren. Denn selbst wenn die Haie nicht befischt werden, landen sie oft als Beifang in den Netzen. Das ist besonders dann der Fall, wenn der Fang auf Seeteufel abzielt.
Engelshaie auf der Roten Liste
Wie viele andere Arten von Haien stehen auch die faszinierenden Engelshaie auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Alle Arten der Engelshaie werden von der Weltnaturschutzunion IUCN auf der Roten Liste geführt. Drei Arten gelten als vom Aussterben bedroht, acht Arten sind stark gefährdet, vier Arten sind als gefährdet eingestuft und eine Art wird als gering gefährdet gelistet. Über einige Arten ist zu wenig bekannt oder es fehlen Daten, um den Bestand zu beurteilen.
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