Gardinen und Vorhänge aus ökologischen Materialien

Textilien enthalten heutzutage eine ganze Reihe schädlicher Stoffe. Dazu gehören neben teilweise gesundheitlich bedenklichen Farbstoffen auch Weichmacher, Bleichmittel oder gar Schwermetalle und Pestizidrückstände aus dem Rohstoffanbau. Dies folgt dem allgemeinen Trend der Zunahme von Umgebungseinflüssen, denen sich die Menschheit erst in den letzten Jahrzehnten erstmals ausgesetzt sieht.

Es gibt mit vielen dieser Stoffe weder Langzeiterfahrungen noch die Garantie, dass diese sich nicht mit der Zeit auf die menschliche Gesundheit auswirken. Mehr noch – mittlerweile liegen klare Erkenntnisse beispielsweise zur spermiziden Wirkung bestimmter hormonaktiver Alltagschemikalien vor und werden ergänzt durch Erkenntnisse zur kontinuierlich abnehmenden Fruchtbarkeit großer Teile der männlichen Bevölkerung. Zu solchen fruchtbarkeitsschädigenden Chemikalien gehören auch Weichmacher aus Plastik und Textilien.

Vielen ist dies bereits bewusst, weswegen sich Textilien mit Ökozertifizierung immer weiterer Verbreitung erfreuen. Wer den üblicherweise intensiven, charakteristischen Geruch neuer Kleidungsstücke unter diesen Gesichtspunkten richtig zu deuten weiß, greift gerne zu den weniger stark riechenden Alternativen. Immerhin hat die eigene Kleidung ständigen Vollkontakt zum größten menschlichen Organ – der Haut. Doch warum sollten auch andere Textilien, wie Gardinen und Vorhänge, möglichst aus ökologischen Materialien gefertigt sein?

Weichmacher und andere Schadstoffe sind mitunter luftgängig

Da Chemikalien in die Raumluft ausdampfen können, ist es ratsam, zumindest großflächige Textilien für die Raumausstattung gezielt im Hinblick auf Schadstofffreiheit hin auszuwählen. Zu solchen Textilien gehören neben Teppichen in vielen Wohnräumen besonders Gardinen. Die durch die freie Aufhängung vergrößerte Oberfläche sorgt in Kombination mit direkter Sonneneinstrahlung dazu, dass sich möglicherweise enthaltene Giftstoffe besonders gut lösen und in die Raum- und somit Atemluft gelangen.

Obwohl intensiver Geruch von Textilien ein guter erster Indikator dafür sein kann, dass hier möglicherweise Schadstoffe abgegeben werden – verlassen kann man sich auf den Geruch allein nicht, mahnt das Umweltministerium NRW. Es gilt also bei der Gardinenauswahl auf solche Textilien zurückzugreifen, die gewisse objektive Standards erfüllen.

Die wichtigsten Öko-Zertifizierungen

Viele Zertifizierungen schließen sich gegenseitig nicht aus sondern ergänzen sich – und so kann es vorkommen, dass ein Anbieter Gardinen mit Mehrfachzertifizierungen unter anderem nach der EG Öko Verordnung, dem Öko-Text 100 Standard und mit einer GOTS Zertifizierung anbietet. Doch was bedeutet das?

Der weltweit am weitesten verbreitete Standard für ökologische Textilien ist der Oeko-Text Standard 100. Dieser untersucht das Endprodukt auf verschiedene Schadstoffe, berücksichtigt die Produktionskette bei der Bewertung allerdings nicht. Zugelassen werden auch Mischfasern und Recyclingfasern.

Grob gesagt ist das beim ebenfalls bekannten und strengen GOT Standard ebenfalls erlaubt – allerdings wird in diesem Fall zusätzlich bescheinigt, dass auch die Produktionskette vom Rohstoffanbau bis zum Endprodukt, sowie bezüglich der sozialen Standards den Auflagen dieses Siegels entsprechen.

Liegt zusätzlich noch das EG Bio-Siegel vor, kann davon ausgegangen werden, dass alle landwirtschaftlichen Erzeugnisse ausschließlich aus zertifiziert biologischem Anbau stammen. Das Siegel wird nur im Hinblick auf die Produktionsbedingungen vergeben und trifft dabei keine Aussage zum Zustand des fertigen Produkts.

Es ist somit offenbar, dass sich die genannten Siegel gut ergänzen, da sie verschiedene Gewichtungen aufweisen. Jedes Siegel weist aber auch gewisse Lücken auf, um die weite Verbreitung der Zertifizierung zu gewährleisten. Beim Kauf von Gardinen im Speziellen und Textilien im Allgemeinen sollte also darauf geachtet werden, dass in der sinnvollen Kombination der Siegel das Produktprofil hervorgeht, das man beabsichtigt hat: Sei es, dass es bloß weitgehend schadstofffrei ist oder, dass auch in der Herstellung umweltfreundlich verfahren wurde und gewisse Sozialstandards der Beteiligten Arbeiter berücksichtigt wurden.

Dann heißt es auch im Innenraum wieder: beruhigt durchatmen.

Bildquelle: Decowunder-Tapeten