Nachhaltige Kapitalanlagen – bringen sie mehr als nur ein gutes Gewissen?
Als Öko-Fonds Anfang der 90er Jahre von den meisten Personen im Finanzvertrieb belächelt, von den Anlegern skeptisch beäugt, war der Start für nachhaltige Investments schwierig. Wie kann man in der Finanzbranche mit einem guten Gewissen Geld verdienen, so lautete die Frage, die immer wieder von beiden Seiten gestellt wurde.
Nachhaltige Investments kamen nur langsam in Fahrt
Unsicherheit prägte die Anfänge gezielter nachhaltiger Kapitalanlagen. Zu schwammig waren die Auswahl und die Anwendung der Kriterien, die ein Unternehmen als „ökologisch“ oder „nachhaltig“ werteten. Die renommierten Fondsgesellschaften hatten zwar alle einen Fonds in der Fonds-Palette, der als nachhaltig galt, die Papiere fristeten aber im Vertrieb nur ein Schattendasein. Das Schweizer Bankhaus Sarasin erkannte jedoch recht frühzeitig, dass es nicht nur eine Frage des Geldverdienens, sondern auch eine Frage der sozialen Verantwortung war, das Marktsegment „nachhaltige Investments“ stärker in den Fokus zu rücken und entwickelte sich zu einem der herausragendsten Fondsinitiatoren im Segment nachhaltiger Investmentfonds.
Bereits 1994 begann die Pro-Vita GmbH mit Sitz in Stuttgart, sich dem ausschließlichen
Vertrieb nachhaltiger Finanzprodukte zu widmen. 1997 etablierte der Hamburger Finanzdienstleister Securvita den Naturaktien Index. Der NAI umfasst 30 internationale Unternehmen und wird von der Securvita als Provider betreut.
Herkömmliche vs nachhaltige Investments – was sagen die Charts?
Der Chartvergleich ist ein beliebtes Instrument, um eine Wertung zu treffen. So stellt sich die Frage, wie schneiden die Aktien nachhaltig wirtschaftender Unternehmen im Chartvergleich mit dem MSCI, dem internationalen Aktienindex ab. Grundlage kann natürlich nicht ein Sechsmonats-Zeitraum sein, sondern sollte mehrere Jahre umfassen. Vergleichen wir einmal die Wertentwicklung des NAI mit dem MSCI über zehn Jahre, kommen wir zu einem interessanten Ergebnis. Der MSCI World Index startete 2002 mit einem Basiswert von leicht über 1.000 und steht jetzt bei 1.300. Das entspricht einer Wertentwicklung von rund 30 Prozent. Wie sieht es dagegen beim NAI aus? Der NAI stand zu Beginn des gleichen Beobachtungszeitraumes bei einem Basiswert von 2.000 und heute bei 5.100 – die prozentuale Wertentwicklung nachhaltig agierender Unternehmen möge der Leser selbst errechnen (Quelle OnVista).
Auch nachhaltige Investments unterliegen Börsenschwankungen
Es ist unstrittig, dass auch nachhaltige Unternehmen Konjunkturschwankungen unterliegen, oder gar von Insolvenzen betroffen sind. Der schlichte Vergleich der beiden oben genannten Indices über einen Zeitraum von zehn Jahren lässt aber den Schluss zu, dass es lohnenswerter ist, in Unternehmen zu investieren, die ökologisch, nachhaltig und sozial verantwortlich handeln, als in Unternehmen, die diese Themen eher als sekundär betrachten. Die Frage, ob nachhaltige Kapitalanlagen mehr bringen, als nur ein gutes Gewissen, lässt sich dahin gehend beantworten, ja, sie bringen mehr, sie bringen vor allem mehr Rendite. Diese Aussage lässt sich natürlich nicht pauschalieren. Auch bei der Auswahl nachhaltiger Investments ist die Prüfung, welches Produkt die beste Performance aufweist, unerlässlich.